Ein Ergebnis einer durch die IKKclassic in Auftrag gegebenen, umfangreichen Studie im Jahr 2019 war, dass die Gartentherapie ein sehr gut geeignetes Mittel zur Förderung der Gesundheit speziell bei Menschen mit Demenz sein kann – wenn einige grundsätzliche Voraussetzungen gegeben sind. Nachdem im Jahr 2021, konzipiert von GHL, ein dementsprechendes Pilotprojekt realisiert wurde, bietet die IKK vom Jahr 2023 an Einrichtungen die Möglichkeit, Mitarbeiter direkt theoretisch und praktisch schulen zu lassen, um die Gartentherapie entsprechend der beschriebenen Voraussetzungen einzuführen.
Aufbau der Weiterbildung
Diese Weiterbildung wird innerhalb eines Jahres durchgeführt und sieht dabei unterschiedliche Durchführungsphasen vor:
- Startphase
- Praktische Durchführungsphase
- Verankerungs- oder Konzeptphase
Startphase:
Das Projekt beginnt mit unterschiedlichen Einführungsveranstaltungen in den einzelnen Einrichtungen selbst.
Dazu gehört eine Informationsveranstaltung für die Leitungsebene sowie ein gemeinsames Webinar aller Teilnehmenden und ebenso eine Veranstaltung, die in der jeweiligen Einrichtung von den Coaches und fakultativ einem erweiterten Kreis (Technik, Sozialer Dienst etc.) durchgeführt wird.
Bereits hier wird GHL die Coaches vorab per eigener Videoschulung vernetzen, so dass eine einheitliche Qualitätsbasis gegeben ist.
Durchführungsphase:
Die Durchführungsphase wird von Juni bis Dezember insgesamt sieben Monate dauern.
In jedem Monat wird jeweils an zwei Terminen eine zweistündige Praxiseinheit stattfinden, sowie einmal monatlich eine webgestützte Theorieeinheit.
Die zweistündigen Praxiseinheiten werden umgesetzt von den Coaches, wobei Nutzer und Teilnehmende gemeinsam gartentherapeutische Einheiten durchführen.
Eine besondere Rolle nehmen bei dieser Weiterbildung die Coaches ein. Dabei handelt es sich ausnahmslos um registrierte Gartentherapeut*innen nach IGGT. Diese betreuen die jeweilige Einrichtung direkt und führen vor Ort die gartentherapeutischen Einheiten durch. Sie sind die direkten Ansprechpartner für die teilnehmenden, und übernehmen auch die Nachbesprechungen, beziehungsweise Kontrolle der Protokollbögen.
GHL ist dabei der zusammenführende Partner für die Coaches untereinander und sichert so die gleichmäßige Qualität. Dazu gehört auch, dass ein von GHL erstelltes Curriculum in Form einer Beschreibung von zwingend notwendigen Inhalten existiert.
Den Teilnehmenden wird dazu ein Berichtssystem (Protokollbogen) an die Hand gegeben, den diese anschließend ausfüllen – in Form einer Reflexion oder eines Tagesprotokolls. Die Handlungen innerhalb gartentherapeutischer Einheiten können ein weites Feld betreffen. Zudem ist die Auswahl der Methoden auch abhängig von der Einrichtung und ihren Strukturen. Und natürlich spielen die Vorerfahrungen der beteiligten Teilnehmenden, aber auch Jahreszeiten und andere Faktoren eine Rolle. Aus diesem Grund ist in dieser Phase der Weiterbildung keine 100-prozentige und komplette Vorgabe über die Wahl der Methoden und Programme gegeben. Jedoch ist sichergestellt, dass die Teilnehmenden die unterschiedlichen Einblicke in die wichtigsten Angebote bekommen.
So werden in der Praxisausbildung bei den insgesamt 14 geplanten Einheiten mindestens jeweils eine Einheit implementiert, die inhaltlich eines der unten aufgeführten Felder abdeckt.
- Programme mit dem Fokus auf die Pflanzenvermehrung – dieses kann folgendes betreffen: Aussaat, Stecklingsvermehrung, Zwiebeln stecken,…
- Programme mit dem Fokus auf die Pflanzenpflege – dieses kann folgendes betreffen: Blumen gießen, Durchputzen von Kübeln, Pflanzungen vornehmen, Schnitte,….
- Programme mit dem Fokus auf Ernte und Samenproduktion – dieses kann folgendes betreffen: Gemüseernte, Samen pulen, Beete und Kästen abräumen,…
- Programme mit dem Fokus auf Tonusregulation – dieses kann folgendes betreffen: Entspannungsübungen, Sport im Garten, Bewegungsspiele, Spaziergänge,…
- Programme mit dem Fokus auf die Hauswirtschaft – dieses kann folgendes betreffen: Einkochen, Zubereitung von Tees, Konservieren, ….
- Programme mit dem Fokus auf das Gebiet Kreativität – dieses kann folgendes betreffen: künstlerische Betätigungen, biografisches Arbeiten, Gestaltung von Beeten,…
- Programme mit dem Fokus auf das Thema Floristik – dieses kann folgendes betreffen: Gestecke erstellen, Blumensträuße binden, Dekorationen aus Trockenblumen herstellen,…
Die monatlichen Webinare der Durchführungsphase haben eine jeweilige Dauer von zwei Unterrichtseinheiten. Bei diesen Webinaren kommen alle Teilnehmenden aus den unterschiedlichen Einrichtungen zusammen. Auch die Coaches sind dazu eingeladen. In den Webinaren werden die eher theoretischen Anteile der Weiterbildung behandelt. Dieses sind die drei großen Themen der medizinischen, der gärtnerischen und der therapeutischen Grundlagen. Hinzu kommt in der Mitte dieser Phase ein 4 Einheiten umfassendes Webinar, in welchem die Teilnehmenden selber einen Zwischenbericht ablegen und in welchem die Möglichkeit für ein Feedback besteht.
Die Inhalte der Webinare sind:
- Grundlagen der Beziehung Mensch, Natur und Garten: Warum tut ein Garten gut?
- Präsentation der „DuWiGata- Studie“
- Das IGGT-Konzept der Gartentherapie
- Medizinische Grundlagen
- Gärtnerische Grundlagen
- Einteilung und Auswahl an Pflanzen
- Theoretische Grundlagen und Bedingungen der Pflanzenvermehrung
- Menschliche Grundfunktionen: Bewegung
- Menschliche Grundfunktionen: Wahrnehmung
- Menschliche Grundfunktionen: Psychische Funktionen
- Bodenkunde
- Düngung und Pflanzenschutz
- Förderung psychischer Gesundheit
Die Verankerungsphase
In den abschließenden Monaten organisiert GHL drei Webinare, in denen schrittweise von den Teilnehmenden auf Basis der bis dato erworbenen Erfahrungen ein gartentherapeutisches Konzept erarbeitet und dargestellt wird.
Als Abschluss wird im März ein Webinar vom GHL organisiert, in dem die Teilnehmenden als „Prüfung“ ihre Konzepte darstellen. Diese werden vom GHL begleitet und entsprechen einerseits den IGGT-Richtlinien entsprechen, können aber auch in die jeweiligen Hauskonzepte der Einrichtungen eingegliedert werden.
Die Lerninhalte
Gemäß den unterschiedlichen Vorkenntnissen der Zielgruppe dieser Weiterbildung, also Menschen, die bereits im Bereich der Altenhilfe tätig sind, gibt es zunächst einen Schwerpunkt auf gärtnerische und praxisorientierte gartentherapeutische Inhalte. Ebenso werden natürlich auch in dieser vorliegenden Weiterbildung die theoretischen Grundlagen der Interaktion zwischen Mensch und Umwelt (Garten) gelehrt als auch die Kompetenz vermittelt, wie die Interaktionen fachlich initiiert und begleitet werden. Der Schwerpunkt dieser Weiterbildung in dieser Hinsicht liegt im Bereich der Förderung von Lebensqualität sowie im Bereich der Einwirkung auf die psychische Gesundheit und von Wohlempfinden. Den Absolventen dieser Weiterbildung wird dadurch vermittelt, wie dieses zielgerichtet konzipiert, geplant, realisiert und dokumentiert werden kann.
Es gibt dennoch einen klaren Fokus auf die „gärtnerisch – praktische” Ausrichtung. Dieses bedeutet, dass es insbesondere das Ziel ist, die Absolventen mit dem Grundwissen für gärtnerische Tätigkeiten auszustatten, sprich: ein Verständnis für die Bedürfnisse der Pflanze wie auch eine erste Vertrautheit mit den gärtnerischen Tätigkeiten.
Diese gärtnerische Basis betrifft Inhalte wie Pflanzenvermehrung, Bodenbearbeitung, Gartengestaltung, Arbeiten im Jahreslauf oder Gesundhalten der Pflanze.
Auf besagter gärtnerischer Basis baut der zweite Schwerpunkt der Weiterbildung auf, bei dem es um praktische gezielte gartentherapeutische Anwendungen geht.
Hierbei wird einmal die Brücke zur bereits vertrauten Methodik der Kunst geschlagen, wie auch die Themen Floristik oder weitere Pflanzenverwendung behandelt werden.
Schließlich soll, auf diesen Blöcken und den gemachten Erfahrungen aufbauend, auch als Teil der Überprüfung des Gelernten, ein gartentherapeutisches Konzept niedergeschrieben werden.
Die Weiterbildung ist inhaltlich des Weiteren so konzipiert, dass eine Anerkennung der Maßnahme durch die IGGT möglich wird. Dadurch können die Absolventen bereits einen Großteil der Anerkennungspunkte für eine mögliche spätere Registrierung als Gartentherapeut*in nach IGGT erlangen.